Österreich spart – Erste Budgetmaßnahmen der Regierung treten in Kraft

Dienstag, 01.04.2025, 9:58

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Mit dem Beginn des neuen Monats treten in Österreich zahlreiche finanzpolitische Maßnahmen in Kraft, die darauf abzielen, das Budgetdefizit zu reduzieren. Bürgerinnen und Bürger sehen sich nun mit erhöhten Kosten in verschiedenen Bereichen konfrontiert, während bestimmte steuerliche Begünstigungen wegfallen. Diese Änderungen sind Teil der Bemühungen der Regierung, die Staatsfinanzen zu konsolidieren und den wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes zu begegnen.

Seit dem 1. April 2025 gelten in Österreich neue steuerliche und gebührenrechtliche Bestimmungen, die verschiedene Lebensbereiche betreffen. Ziel dieser Maßnahmen ist es, das Budgetdefizit zu reduzieren und die Staatsfinanzen zu stabilisieren.

Erhöhung der Gerichtsgebühren

Eine der spürbarsten Änderungen betrifft die Gerichtsgebühren. Die festen Gebührensätze, wie Pauschalgebühren in zivilgerichtlichen Verfahren bis zu einer Bemessungsgrundlage von 350.000 Euro, Gebühren für einvernehmliche Scheidungen sowie Eintragungs- und Eingabegebühren in Firmenbuchsachen, wurden deutlich angehoben. Auch Gebühren für Grundbuchauszüge und Firmenbuchabfragen sind betroffen. Diese Erhöhung fällt besonders stark aus, da sie zuletzt zweimal ausgesetzt wurde.

Anhebung der Wettgebühr

Die Wettgebühr wurde von bisher zwei auf nunmehr fünf Prozent erhöht. Die Regierung erwartet sich durch diese Maßnahme zusätzliche Einnahmen von etwa 50 Millionen Euro.

Steuerliche Anpassungen bei Tabakprodukten

Auch Raucherinnen und Raucher müssen tiefer in die Tasche greifen. Die Tabaksteuer wurde erhöht, was zu Preissteigerungen zwischen 20 und 50 Cent pro Packung führt. Einige Marken haben diesen Preisanstieg bereits vorgezogen. Von dieser Maßnahme erhofft sich die Regierung Zusatzeinnahmen von rund 50 Millionen Euro.

Einführung der motorbezogenen Versicherungssteuer für Elektrofahrzeuge

Eine weitere bedeutende Änderung betrifft Besitzerinnen und Besitzer von Elektrofahrzeugen. Bisher waren diese von der motorbezogenen Versicherungssteuer befreit; seit dem 1. April 2025 wird nun auch für E-Autos die reguläre Steuer verrechnet. Dies gilt auch für Motorräder und betrifft nicht nur Neuzulassungen. Erwartet werden dadurch Mehreinnahmen von etwa 65 Millionen Euro.

Wegfall der Mehrwertsteuerbefreiung für Photovoltaikmodule

Die bisherige Mehrwertsteuerbefreiung für die Anschaffung und Installation von Photovoltaikmodulen wurde abgeschafft. Ab sofort gilt der reguläre Mehrwertsteuersatz von 20 Prozent. Diese Maßnahme soll dem Staat zusätzliche 175 Millionen Euro einbringen.

Auslaufen der Bildungskarenz

Mit Ende März ist die bisherige Regelung zur Bildungskarenz ausgelaufen. Neue Vereinbarungen sind nur noch möglich, wenn sie nachweislich bis zum 28. Februar 2025 getroffen wurden und die Bildungsmaßnahme bis spätestens 31. Mai beginnt. Diese Änderung soll Einsparungen von rund 350 Millionen Euro bringen.

Zusätzliche Belastungen für Banken und Elektrizitätswirtschaft

Auch Banken und die Elektrizitätswirtschaft sind von den neuen Maßnahmen betroffen. Eine zusätzliche Bankenabgabe soll 350 Millionen Euro einbringen, während der sogenannte Standortbeitrag der Elektrizitätswirtschaft mit 200 Millionen Euro veranschlagt wird.

Ausblick auf weitere Maßnahmen

Weitere Änderungen, wie die Anhebung der Bundesgebühren für Reisepässe und Führerscheine, werden erst mit Mitte des Jahres wirksam. Diese schrittweise Umsetzung soll den Bürgerinnen und Bürgern sowie den betroffenen Branchen Zeit zur Anpassung geben.

Hintergrund des Budgetdefizits

Im Jahr 2024 stieg das Budgetdefizit laut Statistik Austria auf 4,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und lag damit deutlich höher als erwartet. Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) hält ein EU-Defizitverfahren für wahrscheinlich, betont jedoch, dass ein zu schnelles Senken des Defizits die Wirtschaft und Beschäftigung massiv schädigen könnte. Für das laufende Jahr plant die Regierung Einsparungen von 6,4 Milliarden Euro.

Fazit

Die seit dem 1. April 2025 in Kraft getretenen Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Plans der österreichischen Regierung zur Budgetsanierung. Sie betreffen zahlreiche Bereiche des täglichen Lebens und werden von der Bevölkerung unterschiedlich aufgenommen. Während einige die Notwendigkeit der Konsolidierung anerkennen, kritisieren andere die zusätzlichen finanziellen Belastungen.

Analyse & Kommentar

Die jüngsten Budgetmaßnahmen der österreichischen Regierung werfen Fragen hinsichtlich ihrer sozialen Gerechtigkeit und wirtschaftlichen Auswirkungen auf. Während die Konsolidierung der Staatsfinanzen zweifellos notwendig ist, stellt sich die Frage, ob die gewählten Maßnahmen ausgewogen sind und alle Bevölkerungsgruppen fair betreffen. Besonders die Einführung der motorbezogenen Versicherungssteuer für Elektrofahrzeuge könnte kontraproduktiv wirken, da sie Anreize für umweltfreundliche Mobilität mindert. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Maßnahmen auf das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Regierung und auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes auswirken werden.