Musik kann das Belohnungssystem im Gehirn ähnlich anregen wie Essen oder Sex. Das hat ein Team finnischer Forschender in einer Studie mit Hirnscannern gezeigt. Erstmals beobachtete es, wie genau das Hören von Lieblingsmusik Opioidrezeptoren im Gehirn aktiviert.
Musik kann das Belohnungssystem im Gehirn ähnlich anregen wie Essen oder Sex. Das hat ein Team finnischer Forschender in einer Studie mit Hirnscannern gezeigt. Erstmals beobachtete es, wie genau das Hören von Lieblingsmusik Opioidrezeptoren im Gehirn aktiviert. Körpereigene Opioide sind Nervenbotenstoffe, die unter anderem Schmerzen und das Stressgefühl regulieren.
Die Forschenden haben unter anderem bei 30 Frauen aufgezeichnet, welche Hirnregionen aktiv sind, wenn diese ihre Lieblingsmusik hören. Lieblingsmusik setzt demnach Opioide in mehreren Hirnregionen frei, die an Emotionen und Belohnung beteiligt sind. Darunter ist der Orbitallappen, der sich über der Augenhöhle vorn im Schädel befindet. Frühere Studien hatten gezeigt, dass er auch bei der Freude am Essen und sexuellen Reizen besonders aktiv ist.
Eine weitere Region ist der Mandelkern, eine zentrale Verarbeitungsstation für von außen kommende neue Informationen. Im sogenannten Nucleus accumbens, einem Teil des Belohnungssystems, wurden Opioide vor allem freigesetzt, wenn Menschen angenehme Gänsehautmomente beim Musikhören erlebten. Je mehr Opioide freigesetzt wurden, desto mehr dieser Momente verspürten sie.
Die Probandinnen reagierten allerdings unterschiedlich auf ihre Lieblingsmusik. Die Forschenden begründen das mit der Anzahl von Opioidrezeptoren: Je mehr Rezeptoren die Teilnehmerinnen hatten, desto stärker reagierte ihr Gehirn auf die Musik. Das kann nach Angaben des Teams erklären, warum manche Menschen Musik intensiver genießen als andere.
»Das Opioidsystem des Gehirns ist auch an der Schmerzlinderung beteiligt«, ergänzte der Mitautor Lauri Nummenmaa von der Universität Turku. Musik lindert laut früheren Studien chronische sowie postoperative Schmerzen und verringert bei Patienten den Bedarf an opioidhaltigen Schmerzmitteln. Die beobachteten schmerzlindernden Effekte von Musik könnten mit dem Freiwerden von Opioiden im Gehirn erklärt werden.
Analyse & Kommentar
Die Studie verdeutlicht die tiefgreifende Wirkung von Musik auf das menschliche Gehirn. Die Aktivierung des Opioidsystems durch Musik erklärt nicht nur die intensiven Glücksgefühle beim Hören von Lieblingsliedern, sondern eröffnet auch neue Perspektiven für die therapeutische Nutzung von Musik, insbesondere in der Schmerzbehandlung.
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